Predigt am Fest Maria Lichtmess
2. Februar 2019
Evangelium: Lk 2,22-40

Die Liebe von Vater und Mutter zu ihrem Kind ist wohl kaum zu übertreffen. Wenn zwei Menschen sich lieben, so wünschen sie sich wirklich das Beste. Und was ist das Beste? Ich könnte mir viele Antworten darauf vorstellen. Gesundheit wird wohl immer wieder genannt. Freunde, Friede, Liebe und vieles andere mehr wünschen sich Menschen füreinander und für den Menschen, den sie lieben.

Die Heilige Schrift kennt einen schönen Brauch, nämlich die Kinder, die Menschen Gott zu schenken. Wir nennen das segnen.

Mose hat in seinem Gesetzbuch vorgeschrieben, dass die erstgeborenen männlichen Kinder dem Herrn geweiht werden sollen. Damit sollen im Grunde genommen alle Kinder, ja die ganze Familie Gott geweiht, in den Schutz Gottes befohlen, gesegnet werden.

Im heutigen Evangelium hören wir, wie Josef und Maria diese Vorschrift des Gesetzes aufnehmen, ihren Sohn nach Jerusalem bringen und ihn im Tempel Gott dem Herrn weihen. Sie stellen ihr Kind in den Segen Gottes.

Maria und Josef sind nicht anders als jede andere Mutter und jeder andere Vater: Für unser Kind das Beste, für unseren Sohn und unsere Tochter, die wir lieb haben, den Segen Gottes – für das ganze Leben.

Tun wir das nicht auch, haben Sie das nicht auch als Mutter oder Vater getan, als Sie Ihr Kind in die Kirche gebracht haben, als Sie Ihr Kind haben taufen lassen? „Ich will für Dich das Beste, Gott soll Dich begleiten und beschützen, er soll dich segnen.“

Was uns jedoch Lukas in seinem Evangelium berichtet, geht über dieses ganz private Geschehen der kleinen Zimmermann-Familie hinaus:

  • Da ist die Rede von Simeon. Er wird als ein gerechter und frommer Mann bezeichnet. Er wartet auf die Rettung Israels und der Heilige Geist ruht auf ihm.
  • Da ist die Rede von Hanna, der hochbetagten Prophetin, die sich ständig im Tempel aufhält und Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten dient.

Diese beiden, geisterfüllten Menschen erkennen in dem kleinen Kind, das Maria und Josef zum Tempel tragen, den Christus des Herrn, den, der die Sehnsucht der Menschen erfüllen wird.

Aus der Erfahrung unseres Glaubens und der Kirchengeschichte sagen wir: Sie erkennen in diesem Kind den Heiland der Welt, den, an dem sich aber auch die Geister scheiden werden, der durch seinen Tod und seine Auferstehung jeglichen Tod besiegt. Sie erkennen den, auf den auch wir heute unsere Hoffnung setzen, den „Gott-mit-uns“.

Simeon und Hanna geht ein Licht auf, sie erkennen „das Licht der Welt“ (Joh 8,12), wie sich Jesus später selbst einmal bezeichnen wird. Sie geben uns damit ein Lehrbeispiel, das uns heute genauso angeht. Jesus ist Licht auf unserem Weg.

Das betrifft uns alle:

Jesus ist uns Vorbild, dem wir nachahmen sollen. Sein Leben ist ein leuchtendes Beispiel. Damals haben die Jünger  seinen Ruf ganz persönlich gehört, als er sie aufgefordert hat: Kommt, folgt mir nach!“ Auch wenn wir ihn nicht unmittelbar hören, so sind auch wir aufgefordert, das zu tun, was er uns sagt:

  • Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen!
  • Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!
  • Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

Jesus, das Vorbild, dem es nachzuahmen gilt. Jesus aber auch der Weg, der uns zum Vater, zum Himmel führt.

  • Niemand kommt zum Vater, außer durch mich. So lesen wir im Johannesevangelium. (Joh 14,6)
  • Wer mich sieht, der sieht den Vater. So erklärt er es seinem Apostel Philippus. (Joh 14,9)

Wer bei Jesus ist, der findet zu Gott.

Das heutige Fest der Darstellung Jesu im Tempel lenkt also unseren Blick ganz stark hin auf Jesus Christus. Es soll uns ein Licht aufgehen: Er ist das Vorbild unseres Lebens, er ist der Weg hin zu Gott. Von daher gehört Jesus auch in unserem Leben dazu.

  • Im Morgengebet laden wir ihn ein in unser Leben, mit uns durch den Tag zu gehen.
  • Wenn uns irgendwann am Tag der Schuh drückt und wenn wir traurig sind, dann bitten wir ihn um Hilfe.
  • Wenn wir uns über etwas freuen, dann dürfen wir ihm danke sagen.
  • Wenn wir am Abend ins Bett gehen, dann legen wir den Tag mit allen Freuden und Ängsten in seine Hände.

Jesus gehört zu unserem Leben und er prägt unser Leben. Wer mit Jesus lebt, der wird versuchen, wie er zu leben.

Dazu möge er uns einen Segen geben, das heißt: Er selbst möge uns Gott anvertrauen, so wie Maria und Josef ihn Gott anvertraut haben. Er ist zum Segen und zum Licht geworden, uns dürfen wir das auch wünschen, dass wir selbst zum Segen und zum Licht für andere werden. Er soll unsere Schritte auf seinen Wegen, den Segenswegen lenken. 

Amen.