Predigt am Heiligabend
24. Dezember 2018
Evangelium: Lk 2,1-14

Lenke unsere Schritte...

Zielsatz: Gott, lenke unsere Schritte auf dem Weg des Kindes von Bethlehem.

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Freut euch, Jesus ist geboren! Er ist der Messias, der Herr! Schaut doch einfach in die Krippe und seht, wie uns Gott beschenkt hat!

Es ist Weihnachten!

In einem Stall wird ein Kind geboren. Nicht irgendein Kind. Es ist der Sohn Gottes, ein Kind, in dem uns Gott nahe gekommen ist, so nahe, dass er den Weg in die bitterste Armut gewählt hat. Nicht im Viersternehotel, nicht im königlichen Palast, nicht einmal in einem weichen Bett in einer noch so armen Herberge - nein, in einem Stall, draußen vor der Stadt kommt Gott in die Welt, wird er einer von uns.

Gibt es eine schönere Botschaft? Gott bei den Kleinen, bei den Armen, Gott in der Welt. Sein Sohn, Gottes Geschenk an die Menschheit.

Weil er uns dieses Geschenk gemacht hat, beschenken auch wir Menschen uns an Weihnachten. Doch alle unsere Geschenke reichen nicht an das größte Geschenk, das wir Menschen je bekommen haben. Es ist Jesus, der Sohn Gottes. Gott macht sich klein, um uns groß zu machen. Nicht die Mächtigen, nicht die „me-first“ - „Ich-zuerst-Menschen“ zählen bei Gott, sondern diejenigen, die alles von IHM erwarten, die ein wenig von der Liebe Gottes verstehen. Das ist Gottes Geschenk.

Geschenke auspacken, das machen an Weihnachten wir doch alle gern, besonders natürlich die Kinder. Und es ist gut so! Sie dürfen sich freuen über das, was das Christkind gebracht hat. Wir alle dürfen uns freuen über das, was Gott uns als Geschenk eingepackt hat.

  1. Es ist zuallererst ein ganz großes JA.

Gott sagt Ja zu den Menschen, Gott sagt Ja zu mir. Er kennt mich ganz persönlich, er liebt mich so wie ich bin. Der Heilige Augustinus drückt dies mit sehr poetischen Worten aus: „Gott ist dir näher als du dir selbst nahe bist!“ (Augustinus: Bekenntnisse III, 6, 11). Der nahe Gott, Gott, der in mein Herz hinein passt, mich durch und durch kennt und lieb hat, der sagt Ja zu mir, er selbst schenkt uns sein Ja in einer Person, in Jesus Christus. Dieses Ja hat er für mich eingepackt. Es ist sein Geschenk.

  1. Und als zweites, das DU.

Gott sucht die Menschen, spricht zu ihnen, ruft ihnen zu, sagt Du. „Ich will dich, Mensch, ich suche dich, ich verlange nach dir, ich will mit dir zu tun haben, ich rufe dich bei deinem Namen.“ So sagt Gott Du zu jedem von uns.

Ja, er weiß mit uns Menschen zu reden:

  • Sein Engel hat Maria angesprochen. Er hat ihr mitgeteilt, dass Gott sie ganz persönlich braucht. Sie soll mithelfen bei der Erlösung der Welt, sei soll Mutter seines Sohnes zu werden.
  • Seinen Engeln gibt er den Auftrag, den Hirten die Geburt des Kindes zuzurufen. Sie sollen dieses große Geschenk für die Menschheit nicht verschlafen, sie sollen mitbekommen, was da geschehen ist.

Ja, Gott weiß mit den Menschen zu reden, er nennt jeden von uns beim Namen, er sagt zu jedem von uns Du.

Es gibt keine wertvolleren und schöneren Geschenke als diese beiden, dass Gott JA zu uns sagt und uns mit DU anspricht!

  • Und wir?
  • Sollen wir es ihm nicht gleich tun?
  • Sollen wir nicht auch Ja sagen zueinander, besonders zu den Armen, zu den Menschen die in Not sind?

Weihnachten fordert heraus, lässt unseren Blick auf die Menschen fallen, die froh sind und dankbar, dass ihnen überhaupt jemand Aufmerksamkeit schenkt, Ja zu ihnen sagt.

Und zu ihnen Du sagt. Seit Gott in die Welt gekommen ist, sind wir alle - alle Menschen auf der ganzen Welt - Brüder und Schwestern geworden. Es kann nicht sein, dass wir aneinander vorbei gehen und uns nicht anschauen. Noch weniger kann es sein, dass wir uns gegenseitig bekriegen. Und vor allem geht es nicht, dass wir zusehen, wie Menschen umkommen, ohne dass es uns ans Herz gehen würde. Gott hat uns Menschen das Du gelehrt. Sollten wir unsere Brüder und Schwestern vergessen, besonders jene, die Hilfe brauchen?

Seit Jahrzehnten führen die deutschen Katholiken an Weihnachten die Adveniat-Kollekte durch. Sie ist vor allem gedacht für die Unterstützung der Christen in Lateinamerika, die oft in bitterster Armut leben müssen.

  • Ich denke dabei an die Menschen unserer Würzburger Partnerdiözese Óbidos in Brasilien. Wie arm sind doch viele unserer Brüder und Schwestern im brasilianischen Urwald! Welche große Leistungen erbringen dort die Katechisten, die Ordensleute und die Priester zusammen mit ihrem Bischof Bernardo Johannes Bahlmann!

Du sagen zu den Menschen in Óbidos.

  • Ich denke an meinen Mitbruder Josef Neuenhofer in der bolivianischen Hauptstadt La Paz. Sein Herz hat er an die Straßenkinder verschenkt, hat die Fondacíon Arco Iris, die Stiftung Regenbogen, aufgebaut, die z.B. ein Krankenhaus für Straßenkinder betreibt. Diese Stiftung hat Sozialarbeiter angestellt und engagiert sich in hervorragender Weise für die „Wegwerfkinder“, wie sie bezeichnet werden, die vergessenen Kinder der bolivianischen Millionenstadt. Auch die Sternsingeraktion unterstützt Padre José.

Du sagen zu diesen Kindern, Du sagen zu den Menschen in Not.

Die katholische Hilfsaktion Adveniat sieht diese Menschen, nimmt sie wahr, sagt Ja und Du zu den Armen Lateinamerikas.

Wir feiern heute Weihnachten. Wir packen das Geschenk aus, das Gott jedem einzelnen und jeder einzelnen von uns, so wie der ganzen Welt gemacht hat. Es ist Jesus, der Herr. Er ist das JA Gottes zu uns und das DU, mit dem uns Gott beim Namen nennt.

Wir packen aber heute nicht nur Geschenke aus, wir machen auch selbst Geschenke. Auch unser JA und unser DU, das wir verschenken, lässt Menschen - hier bei uns und in der weiten Welt - leben.

Freut euch, Jesus ist geboren! Er ist der Messias, der Herr! Schaut doch in die Krippe und seht, wie uns Gott beschenkt hat!

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. Amen.