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Predigt zum Christkönigssonntag im Jahreskreis B
25. November 2018
Evangelium: Joh 18,33b-37

Keine Chance mehr für den König der Juden! Das Todesurteil steht so gut wie fest.

Johannes erzählt: Jesus steht vor seinem Richter und bestätigt die bohrenden Fragen des Pilatus. „Bist du nun ein König, wie es die Leute sagen, oder nicht?“ Jesus stellt klar: „Du sagst es, ich bin ein König.“ Doch dann kann der römische Statthalter, der Beamte, der sich hochgedient hat, nicht mehr folgen. Jesus spricht davon, dass er gekommen ist, für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Und jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf seine Stimme.

 

Keine Ahnung was das soll, wird es Pilatus durch den Kopf geschossen sein. Was ist schon Wahrheit? Bei diesen philosophischen Gedanken kommt er nicht mehr mit. Er ist es gewohnt, Befehle zu geben und selbst Anordnugen auszuführen. Mit hochtrabenden Gedanken hat er sich wohl nie beschäftigt. Schlussendlich lässt er also Jesus geißeln und verurteilt ihn zum Tode.

Ist es Hohn oder ist es Ratlosigkeit, dass Pilatus als Urteilsbegründung ans Kreuz anschreiben lässt: „Jesus von Nazareth, der König der Juden.“? Wer kann es sagen, was im Kopf des römischen Beamten vorgeht?

Doch das Wort Jesu steht: Ich bin ein König. Ein König, der für die Wahrheit eintritt.

  • Wie ist das nun aber heute bei uns - im Zeitalter der „Fake-News“, der verdrehten und verfälschten Wahrheit, der alternativen Fakten?
  • Was können wir heute mit einem solchen König der Wahrheit anfangen, wenn sich so mancher selbst als das Maß aller Dinge sieht, sich seine eigene Wahrheit zurecht legt?

Wir feiern in der Kirche das Fest „Christkönig“. Es ist entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts. Papst Pius XI. hat es im Jahre 1925 das Fest. Damals begann die unselige Zeit der kommunistischen und faschistischen Diktaturen. Mit den Namen der Staatsführer und Diktatoren verbinden wir heute noch die Assoziationen von Schrecken und Gewalt. Ich nenne nur Josef Stalin in Russland, Benito Mussolini in Italien, Franciso Franco in Spanien und Adolf Hitler in Deutschland.

Mit der Einführung des Festes stellte Papst Pius XI. einen deutlichen Kontrast zu den Mächten her, die als zerstörerisch und menschenverachtend erfahren wurden. Vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus war das Bekenntnis zu Christus als König eine klare Demonstration gegen die weltlichen Herrscher. Das zeigte sich besonders darin, dass früher an diesem Tag der Bekenntnistag der Jugend gefeiert wurde.

Doch schauen wir mal auf den biblischen Befund:

Da ist also die Rede von Jesus, dem König. Nur: Dieser König steht in Fesseln vor seinem Richter und wird nur wenige Stunden später elend am Kreuz sterben. Da steht kein mächtiger Staatschef vor uns, sondern das ist einer, der sich in seinem Leben klein gemacht hat:

  • Im Abendmahlssaal hat er den Jüngern die Füße gewaschen.
  • Bei einem Fest hat er sich von der stadtbekannten Sünderin die Füße salben lassen.
  • Er hat Kinder in seine Arme genommen und seinen karrieresüchtigen Jüngern ins Stammbuch geschrieben: Wenn ihr nicht wie solche Kinder werdet, könnt ihr nicht in den Himmel kommen.
  • Kranke und Aussätzige hat er nicht nur gesehen. Nein, er hat sie berührt und geheilt.
  • In seiner großen Bergpredigt hat er die Armen selig gepriesen, die Friedensstifter und die ein reines Herz haben.

Er war ganz anders als die Mächtigen und die, die das Sagen hatten und heute noch haben. Wie sagt er von sich selbst? „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ (Mt 20,28)

Und sind wir ehrlich: Einen solchen König brauchen wir - in der Kirche und in unserer Gesellschaft. Wer sich nach seinen Maßstäben orientiert, der baut mit an einer menschlichen Gesellschaft, in der es sich zu leben lohnt.

  • Nicht die, die sich selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern diejenigen, die den Anderen im Blick und im Herzen tragen, die gehören zu diesem Reich.
  • Nicht die, die meinen, mit Waffen, mit Wirtschaftsleistung und mit Vermögen die Welt dominieren zu wollen, brauchen wir. Vielmehr haben diejenigen, die bereit sind, sich die Finger schmutzig zu machen, wenn sie einem anderen helfend unter die Arme greifen, Teil am Königtum Christi.

Von daher ist das heutige Fest für mich ein hochaktuell. Es stellt die Ordnung Christi vor als eine Gesellschaftsordnung. Mit Jesus als König an der Spitze der Kirche und der Gesellschaft zu leben, heißt an einer menschlichen Ordnung in Kirche und Welt zu bauen.

  • Wenn Jesus und sein Reich nur einen Platz in unserem Herzen und in unserer Welt zugesprochen werden würde!
  • Wenn wir alle uns doch bemühen würden, Bürger dieses Reiches zu sein!

Die Welt wäre anders!

Doch keiner von uns ist perfekt. Jeder von uns kennt seine Grenzen: Grenzen seines Temperamentes, Grenzen seiner Geduld, Grenzen seiner Toleranz, Grenzen seiner seelischen und auch körperlichen Fähigkeiten. Wir müssen auch nicht perfekt sein in diesem Königreich Christi. Es ist gut, demütig zu bleiben und nicht zu meinen, dass wir allein die Welt retten müssten mit allen unseren Anstrengungen. Mir scheint, dass es auf die richtige Perspektive ankommt. Erwarte ich das Heil von Christus, oder bin ich selbst der Heiland?

Christkönig. Wir schauen auf Jesus, den Christus. Von ihm erwarten und erbitten wir das Heil. Er kann und er soll uns anleiten, unsere Gesellschaft zu prägen. Geben wir ihm die Chance, unser König zu sein! Geben wir ihm die Chance, unserer Welt Heil zu bringen! Amen.

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