Predigt am Kirchweih - Sonntag im Jahreskreis B
11. November 2018
Evangelium: Joh 2,13-22

Das Johannesevangelium beginnt mit zwei Zeichen, die etwas von der Person Jesu offenbaren.

Da ist zunächst das erste Zeichen auf der Hochzeit von Kana. Wir wissen, worum es da geht: Jesus wandelt das Wasser in kostbaren Wein. Die Jünger verstehen, was er sagen will und glauben an ihn. Es ist wirklich ein sprechendes Zeichen: Wer Jesus in sein Leben einlädt, der darf auf reichen Segen hoffen.

Und dann das zweite Zeichen: Die Tempelreinigung. Jesus macht deutlich: In ihm selbst wird der wahre Tempel Gottes sichtbar. Der äußere prachtvolle Bau des Tempels in Jerusalem wird keinen Bestand. Dieser wurde tatsächlich im Jahr 70 unter dem Feldherr Titus von den Römern zerstört und niedergebrannt. Doch Jesus macht sich zum Zeichen für den wahren Tempel Gottes. Nach der Auferstehung von den Toten, nachdem er drei Tage im Grab gelegen hat, verstehen die Jünger das Zeichen: In Jesus begegnen wir Menschen Gott.

Doch zunächst einmal knallt er ihnen ins Gesicht, indem er die Tische der Geldwechsler und der Händler umwirft und sie aus den Tempel treibt:

  • Was wollt ihr denn hier?
  • Wollt ihr Gott verehren oder eure schäbigen Geschäfte treiben?

Im Tempel geht es um mehr, es geht um Gott, und der Tempel ist sein Haus. Wie hieß es vergangenen Woche im Evangelium? „Du sollst als erstes Gott lieben - und zwar mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. - Und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Mk 12,30f)

Also, darum geht es Jesus, wenn er in den Tempel kommt. Für ihn ist der Tempel der Ort, an dem Gott verehrt wird und an dem der Mensch sich auf das besinnt, worauf des ankommt, nämlich Gott und den Nächsten zu lieben wie sich selbst.

Übertragen wir nun das auf uns: Die Kirche, unsere Kirche ist der Ort, das Haus, in dem wir Gott verehren und uns auf unsere Aufgabe besinnen, den Nächsten zu lieben wie uns selbst.

Jede Kirche - in unserem Ort, in unserer Stadt - ganz gleich, ob es eine katholische oder evangelische Kirche ist -, ja jedes Gotteshaus irgendwo auf der Welt wird somit zu einem Haus der Gottesbegegnung und der Besinnung auf das Wesentliche in unserem Leben. Und Kirchweihe zu feiern, bedeutet eben dann, sich auf das zu besinnen, was wirklich wichtig ist in unserem Leben.

Unsere Kirchen fragen uns auf der einen Seite an:

Was ist dir wichtig, woran hängst du?

Ist es das Geld, wie bei den Händlern im Tempel, oder gibt es nicht mehr und nicht anderes, für das du geschaffen bist?

Auf der anderen Seite ermahnen uns unsere Kirchen:

Sei du selbst Gottes Bau, wie es der Heilige Paulus in seinem Brief an die Christen in Korinth schreibt. Ja, du bist Gottes Tempel und Gottes Geist wohnt in dir. Eine wunderbare Zusage! Du bist für Gott so wertvoll und wichtig, dass er in dir wohnen will.

Wenn wir das nur kapieren und ernst nehmen würden!

  • Was für eine Würde haben wir Menschen!
  • Welchen Auftrag haben wir dann auch, Tempel Gottes zu sein!

Ich denke mal, das ist uns allen viel zu wenig bewusst. Kirche wird doch viel zu oft wahrgenommen als die Hierarchie, als die Priester und die offiziellen Vertreter der Gemeinschaft der Gläubigen. Und die sind Menschen und handeln oft zu menschlich, um nicht zu sagen, manchmal auch unmenschlich. Nein, sollen wir uns aufreiben und abarbeiten an den Fehlern der Kirchenvertreter? Mir scheint, dass wir alle, die wir getauft sind und zur Kirche gehören, uns viel mehr bewusst werden sollen, dass wir selbst Kirche sind.

Ein Beispiel dafür ist der Heilige des heutigen Tages, der heilige Martin von Tours. Mehr als 1600 Jahre nach seinem Tod erinnern wir uns noch an ihn. Er steht vor uns als der, der ohne viel Aufhebens das getan hat, was nötig war und mit dem Bettler seinen Mantel geteilt hat. Er hat nicht lange nach den Strukturen gefragt, wie einem Notleidenden geholfen werden könnte. Noch weniger hat er danacht gefragt, wer denn eigentlich zuständig sei für diesen Armen. Er hat seinen Mantel geteilt, das getan was dran war. Martin - ein Mann der Kirche, ein Mann, von dem wir alle lernen können.

Wir feiern Kirchweihe. Es ist das Fest, das uns sagt:

Jedes Mal, wenn wir eine Kirche sehen, sei es bei uns in Streit, wenn wir in den Ort hinein fahren, oder sei es in Erlenbach, wo wir schon von weitem den Turm der St. Peter und Paul-Kirche oder auch die Kirchtürme der St. Josef-Kirche oder der Martin-Luther-Kirche in der Siedlung sehen, jedes Mal dürfen wir uns auf der einen Seite erinnern: Ja, dazu gehöre ich auch. Ich bin selbst Kirche.

Auf der anderen Seite dürfen wir uns aufgefordert wissen, durch unser Verhalten die Kirche nicht in den Schmutz zu ziehen, sondern dem zu folgen, was Jesus eben sagt: Haus Gottes, des Vaters zu sein, oder wie es Paulus sagt: Tempel des Heiligen Geistes.

Ich freue mich, mit Ihnen das Fest der Kirchweihe feiern zu dürfen. Geben wir Gott die Chance, in unserem Herzen eine Wohnung zu finden und durch unser Verhalten selbst eine wunderbare Kirche darzustellen.

Werden wir so zum Zeichen Gottes in uns Menschen, unter uns Menschen in der Welt! Werden wir zur Kirche Gottes. Amen.